Malerei
Weißer Saal
16. Februar – 15. März 2020
Der Maler Jochen Weise hat in Braunschweig bei Malte Sartorius Malerei studiert und sich vor einigen Jahren ganz gezielt nach Meinersen, einem Dorf in der Südheide im Landkreis Gifhorn, begeben, um im dortigen Künstlerhaus in Klausur zu gehen und seine malerischen Ideen voran zu bringen.
Er, der in seiner Jugend im ländlichen Raum um Göttingen, in Gelliehausen-Gleichen aufwuchs und später in der Großstadt arbeitete und dort den Nährboden für seine Kunst vorfand, entdeckte nach vielen Experimenten die Ästhetik der unscheinbaren ländlichen Milieus. Das, was hinter den Höfen lagert, herumliegt und in Vergessenheit geriet erregt sein bildnerisches Interesse.
Zeichnungen, Holzschnitte und Fotos aus seiner Nachbarschaft, seiner VICINITY, in dem niedersächsischen Meinersen, die u. a. 2016 in der Hannoverschen Galerie vom Zufall und vom Glück und in der Herbstausstellung Niedersächsischer Künstler gezeigt wurden.
Er sieht das in diesen Gebrauchsgeräten und Materialien, Buden und Remisen versteckte oder aufgehobene Potenzial – einerseits durch die noch von der Jugend herrührende nostalgische Bindung – andererseits hat er sich in seiner Malerei so viele Möglichkeiten erarbeitet, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, aus so etwas Bilder zu machen. Ähnlich wie Arno Schmidt durch seine Kenntnis und Beherrschung vieler Textsorten sich dem Ländlichen, ja ganz und gar Dörflichen, einfühlsam und distanziert zugleich nähern konnte, ohne ein Lokalschriftsteller zu werden, so kann es sich Jochen Weise ebenfalls leisten, die Provinz zum Gegenstand zeitgenössischer Malerei zu machen.
Jochen Weise hat sich immer intensiv mit den verschiedensten Künstlern beschäftigt und sich im Laufe der Jahre immer wieder zu neuen Bilderserien anregen lassen. Die daraus erworbenen Erfahrungen haben seine neuen Arbeiten ermöglicht und zu dem gemacht, was sie sind: sehr persönliche Zeugnisse des eigenen Blicks auf das Alltägliche, präzise und kalkuliert aber ebenso frei in der Improvisation. Das ist eine wirklich gelungene Synthese aus dem, was es objektiv zu sehen gibt, der subjektiven Erfahrung und einem entwickelten Kunstanspruch.
Giso Westing, 2018
1946 | in Gleichen bei Göttingen geboren |
1961 -1970 | Werkzeugmacher / Technischer Zeichner |
1970 -1974 | Studium der Malerei, Fachhochschule Hannover |
1974 -1976 | Studium der Malerei, HBK Braunschweig bei Prof. Malte Sartorius |
1979 -1985 | Galerist |
1986 | Arbeitsstipendium Bezirksregierung Hannover |
1987 | Tibet- Reisestipendium des Alexander Dorner- Kreises |
1990 | Atelierstipendium im Künstlerhaus Meinersen der Nieders. Sparkassenstiftung |
1992 | Stipendium der Radierwerkstatt Schloss Wolfsburg |
1997 | Arbeitsstipendium Bezirksregierung Hannover |
2006 - 2014 | Lehrbeauftragter an der FH Hannover, Fak. V |
2011 | Lehrbeauftragter am Institut Travail Social in Pau, Südfrankreich |
seit 2012 | künstlerischer Leiter Künstlerhaus Meinersen |
2016/17 | Jahresstipendium des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur und Johannesburg-Stipendium der Sylt-Foundation |