Henrik Jacob arbeitet humorvoll und multimedial. Mit schwarz-weißer Modelliermasse überknetet er Bildausschnitte ins Dreidimensionale und holt sie so in den realen Raum zurück. Die Motive werden dabei beunruhigend unscharf. Eindeutig erkennbar sind allein die Fingerabdrücke des Künstlers selbst.
In seiner bisher größten Arbeit Café Deutschland International knetet Henrik Jacob einen Tresen nebst Bar in Originalgröße nach. Als Vorlage diente ein Foto einer Berliner Eckbar, dessen Bildpixel vom Künstler in Knetpunkte transformiert wurden, die Pixelgröße entspricht der Größe eines Daumenabdrucks. Überknetete Objekte, Kühlschränke, Flaschen und zeitgeschichtliche Souvenirs fügen dem Fototableau eine dritte Dimension hinzu und erweitert es in den Raum hinein. Der Betrachter ist eingeladen umherzuwandern und die Perspektive zu wechseln. Dabei betritt er einen Bildraum, der die Lichtbedingungen, Reflexionen und Schattenwürfe der Originalbar zum Zeitpunkt des Fotografierens aufweist und in gekneteten Graustufen dokumentiert. Die Objekte erscheinen im Licht von Gestern. Durch die Geste des Überknetens wird ein Zustand konserviert und manifestiert, eine Tatsache, die den Eigenschaften von Knetmasse als weichem, formbarem und flexiblem Material widerspricht. Mit jedem Besucher wird sich Henrik Jacobs Bar verändern, verformen und umgestalten.
Ein handmodelliertes Paralleluniversum und ein reisender Tresen zu Gästen aus aller Welt.
http://www.henrikjacob.com
Bericht bei arte:
https://www.arte.tv/de/videos/094641-000-A/henrik-jacob-kneten-ist-kunst/
Vernissage im Künstlerhaus Göttingen:
https://archive.org/details/henrik-geende-EX-02

Vita:

• 1972 geb. in Dresden
• 1994-2000 Studium der Freien Kunst an der Hochschule für Künste, Bremen bei Prof. Rolf Thiele
• 2001 Meisterschüler bei Prof. Rolf Thiele
• 2001-2003 Künstlerförderung der Stadt Bremen
• 2004/2006 EU-Reisestipendium Cselley-Mühle Oslip, Österreich
• Seit 2007 Organisation und Kuratieren des Berliner Ausstellungsraums Kulturpalast Wedding International
• 2009/2010 Gastdozent an der Western Illinois University, Fine Arts Department
• 2016 Auszeichnung für die Programmarbeit des Berliner Ausstellungsraums Kulturpalast Wedding International vom Berliner Senat mit dem Preis für künstlerische Projekträume
• 2021/2022 Gastdozent an der FKAM Mannheim

zur Finissage
Henrik Jacob / Marco Damke
Knetplattendisco
im Künstlerhaus Göttingen
am So, 7. April 2024, 15 Uhr
Dauer ca 20 bis 30 min

Knete ist ein Material für alle Sinne: man kann sie sehen, riechen, anfassen und – im Fall des Berliner Künstlers Henrik Jacob – auch anhören. Neben seinen Knetbildern und Installationen, überknetet Henrik Jacob auch Schallplatten und lässt sie auf einem Plattenteller abspielen. Die Plattennadel kämpft sich durch die dicke Schicht aus schwarzer Modelliermasse, nimmt Töne ab und verändert gleichzeitig die Knetschicht. Auf diese Weise ist jeder Ton ein Unikat.

Im Künstlerhaus Göttingen wird der Künstler zur Finissage seiner Ausstellung eine Knetschallplattendisco präsentieren und baut dafür auf die Unterstützung des Berliner Musikers Marco Damke. Gemeinsam ringen sie mit minimalen Mitteln dem weichen Material Knete einen harten Sound ab, der an Clubabende und Dancefloor erinnert und sogar tanzbar ist. Da die Schallplatte während des Abspielens weitermodelliert und immer neu geknetet wird, gerät die Disco zu einem künstlerischen Happening für Augen und Ohren gleichermaßen.
Mehr Links / Hörproben unter:
Knetplattendisco in Los Angeles 2022:    
https://vimeo.com/749955830

Erste Knetplattenaufnahme 2012:
https://archive.org/details/ohne_Titel_01